Unsere erste, fünfeinhalbwöchige Reise im 2025 führt uns nach Holland, wo uns das Meer, weite Strände, heftige Winde, ikonischen Grachten, Windmühlen, Tulpenfelder bis hin zu historischen Orten und wenig kulinarische Höhepunkte (gemäss diversen Rückmeldungen) erwarten.
Alle grossen Städte (und ihre berühmten Kunstmuseen und Verkehrswirren) werden wir meiden dafür zieht es uns hinaus in die Natur, zu schmucken Örtchen mit einem "süssen" Koffiehuis mit feiner Bakkerij und täglich auf den Campingplatz (Freistehen ist verboden) inklusive ein paar Tage auf Texel, wo man, so stehts im Tourismusführer, bis 300 Vogelarten beobachten kann.
... hin und wieder mal an einen Bahn-Fotopunkt (man gönnt sich ja sonst nichts) ...
Zum vergrössern der Fotos die Bilder anklicken.
Info's zu den besuchten Städten aus den lokalen Websites und Wikipedia.
Fotos copyright by P. Trippi / H. Widrig
🌷 Abfahrt am Montag 24. März bei 9 Grad Richtung Belgien mit einem Abschiedsföteli aus der Heimat (Berge könnten uns doch in Holland schmerzlich fehlen). Im Tunnel auf der Westumfahrung Zürich ein erster Navi-Test ... alles funktioniert, nur etwas komische Farben (erinnert uns an den Wassereinbruch auf das Navi in der ersten Woche Skandinavien 2022 link).
Die Fahrt führte uns über Mulhouse und dann auf der Route 66 - If you ever plan to motor west. Travel my way, take the mountainway that is best. Get your kicks on route sixty-six (by The King Cole Trio) - über den Vogesenhauptkamm, den Col de Bussang auf 731 Metern (wo sich auch die Quelle der Mosel befindet) mit vielen Serpentinen und einem Holzlaster Richtung Nancy.
Unsere erste Übernachtung in Millery nördlich von Nancy an der schönen und schon breiteren Moselle. Nach einem kurzen Bummel durchs Städtchen und der Besichtigung der Lavoir de Millery* geniessen wir die Abendstimmung im Marco Polo.
* Um allen Einwohnern Zugang zu Quellwasser zu ermöglichen, Tiere zu tränken und die Wäsche anders als in der Mosel zu waschen, die bei Hochwasser und Frost gefährlich ist, ließ die Gemeinde 1811 drei Brunnen im Dorf bauen.
🌷Am nächsten Tag führte uns die Reise auf französischen Landstrassen und kleinen Dörfern (heute meist mit 30er Zonen) Richtung Stenay und weiter an den bewährten Stellplatz an der Maas gegenüber dem Städtchen Givet.
🌷Weiter Richtung Belgien machen wir Bekannt-schaft mit dem meist gesehenen Strassenschild "Chaussee degradee". Die wallonische Region von Belgien macht einen ärmlichen Eindruck, nicht nur der Strassenbelag. Dafür erfreuen uns schöne Steinhäuser, -villen und -kirchen. In Ernage gibt es einen Zwischenstopp bei Defresnes Jean-François, wo wir unseren Vorrat mit Brot, une Tarte Cherries und einem Vanille Cake ergänzen ... ein paar Meter weiter dann einen Bahnfotopunkt.
🌷Bei diesigem Hochnebel führt uns die "Baustellen"-Autobahn um Brüssel und weiter nach Antwerpen. Ein weiterer Bahn-Stopp in Essen/Belgien. In Flandern mit merklich besseren Strassen und schönen Gärten hellt sich auch das Wetter auf. Kurz nach der niederländischen Grenze steuern wir den Camping Wouwse Plantage an, wo uns eine warme Dusche erwartet. Am Abend verziehen sich die Wolken und sonnige Tage erwarten uns ... und eine erste eisige Nacht! Wehe dem, der die Dämm-Unterlagematten vergass wie wir ...
🌷Der Camping kann sehr empfohlen werden. Bei unserer Ankunft waren nur die Stellplätze offen, der Hauptplatz wurde gerade aufgefrischt. Tip top sauber, je zwei Du/WC für die 8 Stellplätze. Wasser- und WC-Entsorgung am Platz link. Sehr freundlicher Empfang und mit €16 all inklusive preiswert. Einzig eine Hauptstrasse zur Wouwse Plantage war wegen Bauarbeiten gesperrt, was die Zufahrt einem Feldsträsschen-Irrgarten gleich machte ...
🌷 Heute Donnerstag, Tag 4 unserer Reise, besuchten wir Bergen op Zoom. Die Stadt ist eine historische Festungsstadt im äußersten Westen der Provinz Brabant. So machten wir erstmals Bekanntschaft mit den unzähligen Kreuzungen mit und ohne Vortrittsrecht der Velofahrer, meist sehr schmale Strassen und Parkplätze mit unbekannten Zahlmodalitäten. Letztlich im Parkhaus gelandet, schmaler und enger nur für ruhige Nerven. Entschädigt wurden wir durch viele lauschige Gassen, schönen Gebäuden und vielen Kleinigkeiten. Ein Bilderbogen der Eindrücke (zum Glück kaum mit Touristen die stören ...):
🌷Nach einem friedlichen Sonnenuntergang, angenehmer Nacht, Fahrt durch viele Alleen und auf hektischer Autobahn treffen wir in Middelburg ein.
🌷 Middelburg ist eine historische Stadt auf der ehemaligen Insel Walcheren in der Provinz Zeeland und die Provinzhauptstadt. Die ehemalige VOC Stadt (VOC war eines der größten Handelsunternehmen des 17. und 18. Jahrhunderts) hat eine beeindruckende Geschichte, die man anhand der vielen Denkmäler und Architektur entdecken kann, sowie authentischen Gassen mit gemütlichen Restaurants, Cafés und Läden. Die Provinzhauptstadt Zeelands hat nach Amsterdam die meisten historischen Gebäude, denn es war eine der wichtigsten Städte zu Zeiten der Ostindien Kompanie. Das Stadhuis Middelburg ist eines der bedeutendsten gotischen Rathäuser der Niederlande.
Der offizielle Name des Landes heißt Nederland. Das ist auch der Name, der in der Umgangssprache für Niederländer selbstverständlich ist. Im Deutschen hingegen heißt das Land Niederlande, in der deutschen Umgangssprache wird oft - falsch - von „Holland“ gesprochen; die Einwohner werden daher häufig als „Holländer“ statt „Niederländer“ bezeichnet. Wie dem auch sei, uns erfreuen vielmehr die Kleinigkeiten ...
Was uns sehr beeindruckt sind die zahlreichen Velofahrer, immer im Schwung, meist vortrittsberech-tigt. D.h. bei der Kreuzung zweimal anhalten, einmal vor dem Fahrradstreifen, Kontrolle links rechts und dann 2 Meter weiter anhalten an der Strasse. Zum Glück sind nicht alle so grimm unterwegs wie im Bildchen ...
🌷 ... und dann der Laden "DILLE & KAMILLE", welcher für sich das Glück in den kleinen Dingen zelebriert. Ein Haushaltgeschäft das für uns das Potenzial zum Kaufrausch hätte, hätten wir einen grösseren Camper. Vieles wie zu Grossmutters Zeiten: Siebli, Geschirrli, Teehäuschen, Kochutensilien, Glaswaren, Körbchen, Handtücher, Holzgefässe, Seifen, Körpermittel, Kerzen, kleine Bürsten, Töpfchen und vieles mehr in unendlicher, aber schönster Auswahl.
🌷 Nach einem Cappuccino und Latte Caramel beenden wir den Stadtbummel, eine kühle Brise bei Hochnebel und erste Regentropfen lassen uns weitergehen. Unser nächstes Etappenziel ist der Farm-Camping De Lachende Loods westlich ausserhalb der Stadt. Noch geschlossen können wir dennoch einen Platz beziehen und sind allein dem einsetzenden Regen ausgesetzt. Ein netter Empfang, Pferdestallgeruch, Hundebegrüssung, Muschelboden, Strom und WIFI ... alles zum halben Preis. Ruhig und angenehm link.
🌷 Nach dem Regen kommt die Sonne, eine herrliche Abendstimmung kündet Besserung an. Morgen geht es entlang der Nordseeküste noch Norden, durch kleine Dörfer (und noch schmälere Strassen mit viel Fahrradverkehr) nach Ouddorp, ein Ort am äußersten Rand der Insel Goeree-Overflakkee in der Provinz Zuid-Holland in den Niederlanden. Unterwegs ein Zwischenhalt am Kasteel Westhove mit Parkanlage und zum Mittagessen ins Seafarm Restaurant am Jacobahavn in Kamperland. Dort lassen wir es uns bei einer halben Lobster und dem Catch of the day munden, zum Dessert Koffie compleet mit kleinen, süssen Leckereien und einer Asort kaas - Platte ... lekker lekker! Für Nachreisende hier die Speisekarte.
🌷 Sonntag, ein gut einstündiger Transfer nach Oud-Alblas, südöstlich von Rotterdam. Eine Fahrt über achtspurige Autobahnen mit diversen Abzweiger links und rechts. Zum Glück ist heute nicht allzu viel Verkehr um die stetigen Spurwechsel zu meistern. Schliesslich leicht geschafft (Fahrer und Navigator) erreichen wir unseren Campingplatz Vertoeven bij Verhoeven, der uns die nächsten vier Tage als Stützpunkt für diverse Ausflüge dienen wird. Wieder einmal ein Bauerncamping und kaum Besucher, dies ganz im Gegensatz zum mondäneren Platz in Brouwersdam, wo die über 50 Plätze meist mit deutschen Hundebesitzer dicht belegt waren. Am Wiesenrand allein stehend, geniessen wir die Windmühlen, unzählige Schwäne und Gänse in unserer Nachbarschaft. Nun ein Espresso mit einem Flimserli (dem letzten) aus der Heimat. Draussen wehen heftige Böen, das Abendlicht wird ein milchiges Gelb. Ein selbst zubereiteter Gemüsereis mit Datteln beschliesst den Tag.
🌷 Die zweite Reisewoche beginnen wir mit einem Ausflug zu den nah gelegenen Windmühlen von Kinderdijk. Die Wassertechnik wird durch die Anlagen im Gebiet Kinderdijk-Elshout eindrucksvoll aufgezeigt. Der Bau hydraulischer Anlagen zur Entwässerung von Land für Landwirtschaft und Siedlung begann im Mittelalter und wurde bis heute ununterbrochen fortgesetzt. Die Anlage zeigt alle typischen Merkmale dieser Technologie – Deiche, Stauseen, Pumpstationen, Verwaltungsgebäude und eine Reihe wunderschön erhaltener Windmühlen. Das Land um Kinderdijk liegt rund zwei Meter unter Meereshöhe und wurde in den letzten Jahrhunderten bei Sturmfluten regelmässig überschwemmt, bis entsprechende Schutzmassnahmen ergriffen wurden.
🌷Die Denkmalanlage, ein Unesco Weltkulturerbe, besteht aus Deichen und Wällen, 19 Entwässerungsmühlen, 3 Pumpwerke, 2 Ablassschleusen und 2 Wasserwerksversammlungshäuser. Die Mühlen lassen sich in drei Kategorien unterteilen: 8 runde Backstein-Bodensegelmühlen, 10 strohgedeckte achteckige Bockmühlen und eine Bockwindmühle. Die neunzehn Mühlen dieser Denkmalgruppe sind alle noch in Betrieb, da sie bei Ausfall der modernen Anlagen als Ersatzmühlen dienen. Zwei davon können besichtigt werden, ein hop on - hop off Boot verkürzt den Wanderweg. Seit dem Bau der sechzehn Mühlen von De Nederwaard und De Overwaard in den Jahren 1738 bzw. 1740 wurden die funktionalen hydraulischen Beziehungen zwischen Entwässerungsmaschinen, Poldern und Flüssen nicht verändert, sodass auch die Authentizität des Systems hoch ist. Auch das Reservoirsystem beider ist intakt, das untere Reservoir von De Nederwaard stammt aus dem Jahr 1369 und das von De Overwaard aus dem Jahr 1365.
Hinweis: Ein grosser Gratisparkplatz (max 2 m Höhe), nur ein paar Gehminuten von der Anlage, steht im Dorf Kinderdijk zur Verfügung.
🌷 Nicht ganz einfach ist es, schmucke Häuser zu finden. Oft mit düsteren Backsteinen gebaut sind sie kaum ein Bild wert ... doch auf einer kleinen Strasse von Bleskengraaf in der Nähe unseres Stützpunktes finden wir das Gesuchte: Jedes Haus am Wasser, Bootsstege und kleine Wasserseitenarme sind allgegenwärtig. Ob die wohl im Keller ein Hallenbad haben ? Erstaunlich wie in diesem flachen Land mit nur etwas mehr als ein Meter über dem Wasserniveau gebaut werden kann. Auch Häuser in der zweiten Reihe haben noch irgendwo eine Wasserfläche im Garten.
🌷 Da wir in der Nähe von Kinderdijk einquartiert sind, ist es nur ein paar Minuten Fahrt mit dem Auto zur Fährstation Kinderdijk, wo wir mit dem Waterbus Linie 21 für € 12.68 (hin und zurück) die Reise nach Rotterdam Zentrum antreten. Wir geniessen die gemütliche, rund 45 minütige dauernde Fahrt auf der Maas zur Station Erasmusbrug. Die Skyline von Rotterdam hat eine überraschende Architektur zu bieten.
🌷Rotterdam, wo sich alles um den Handel und die Schifffahrt dreht, ist ein Aufenthalt wert.
Mit den Ausstellungen alter Schiffsmodelle und anderer maritimer Exponate zeichnet das Maritiem Museum die Seefahrtsgeschichte der Stadt nach.
Rotterdam wurde im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört und ist seit dem Wiederaufbau für ihr futuristisch-modernes Stadtbild bekannt.
🌷 Mittwoch, 2. April. Die Sonne und ein blauer Himmel begleitet uns täglich, die Temperatur klettert auf 17 Grad. Beim kräftigen Wind fühlt es sich eher wie 12 Grad an. Heute ist für einmal Bahntag am Bahnhof von Lage Zwaluwe südlich von Dordrecht ... Regional- und Güterlinien sowie die vorbeirauschende Hochgeschwindigkeitsstrecke Amsterdam - Brüssel. Was will man(n) mehr, nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort der Passerelle respektive den Bahnsteigen zu stehen ist nicht ganz einfach.
🌷 Zum Abschluss unseres Aufenthalts im Raum Rotterdam lassen wir uns, gleich um die Ecke von unserem Stellplatz, im Restaurant De Krom "gezellig eten und drinken" mit einem herrlich gegrillten Biefstuk mit De Krom Garnituur mit Friet und zum süssen Abschluss Haagsche Hopjes (Schoggimousse-Schnitte mit Lemoncurd & Pistatziencrumble) und einem Strawberry Cheesecake verwöhnen ... definitiv die feine Küche die wir in Holland geniessen ! Link
🌷 Auf der Weiterfahrt besuchen wir in Stellendam die Auffangstation für Seehunde und verlassene Jungrobben. Ein paar erbärmliche Kreaturen werden hier aufgepäppelt, 85% können wieder in die Freiheit entlassen werden.
Bei A Seal werden Robben gerettet und versorgt. Dabei handelt es sich vor allem um junge Robbenbabys, die ihre Mutter verloren haben oder um Robben, die verletzt oder krank sind.
🌷 Damit schliessen wir unsere Reise im südwestlichen Holland ab und begeben uns Richtung Norden entlang der Westküste. Im äussersten Westen noch als Beispiel eine Camping- und Stellplätz-Übersicht ... alle paar Kilometer hat es einen Platz. Zu dieser Jahreszeit hat es überall noch Platz, im Sommer dann wohl eher mit Ameisenhaufen zu vergleichen.
🌷 Die Fahrt von unserem Platz in Oud-Ablas Richtung Keukenhof gestaltet sich von der eher schwierigen Sorte. Anstelle der Autobahnen um Rotterdam ziehen wir eine nördlich Umfahrung über Gouda auf den angenehmen gelben Nationalstrassen vor. Das Navi will nicht so recht bis wir feststellen warum: Eine kleine Fähre "versperrt" den direkten Weg. Gerne nutzen wir deren Dienste anstelle von einem kilometerlangen Umweg. Doch im Raum Den Haag, Zoetermeer und Leiden sind nicht "grüne Überlandzonen" wie auf der Karte dargestellt anzutreffen sondern zusammengewachsene Grossstädte werden zu unserem Los.
🌷Abkürzungen enden oft an gesperrten Teilstrassen. Wehe dem, der sich hier für die falsche Abzweigung entscheidet. Man landet in einem "Sackgassen"-Quartier aus dem nur noch ein "hinten raus" (über nicht enden wollende Strassenschwellen in 30er-Zonen und Fahrrad vortrittsberechtigte Kreuzungen) weiter hilft. Diese Fahrerei ist nicht gerade unser Ding und wir sind erleichtert, schliesslich wieder in ländliche Gegenden vorzustossen ... ein erster süsslicher Hyazinthen-Geruch weht zum Fenster rein. Und dann, nach einigen Dünen endlich im Strandkaffee von Langevelderslag einen Imbiss zu geniessen und erstmals den fast weissen Sandstrand zu betreten war eine wohlverdiente Erleichterung.
🌷Auf dem Gross-Camping Molecaten Park Noordduinen in Katwijk aan Zee finden wir unsere nächste Übernachtungsstation ... wir sind auf eine Schmutzwasser- und Toiletten-Entleerungsstation angewiesen und mussten einen entsprechenden Platz, der diesen Service anbietet, ansteuern. Für einmal ein 5*-Camping, auch nicht schlecht zur Abwechslung. Zum Glück erhalten wir einen Eckplatz am Rand zugewiesen, so haben wir auch etwas mehr Privatsphäre.
🌷 Freitag 4.April, 22 Grad und Sonne im Keukenhof, zusammen mit rund 60 Bus-Ladungen und Hunderten von Besuchern.
Wenn der Frühling kommt,
dann schick ich dir
Tulpen aus Amsterdam.
Wenn der Frühling kommt,
dann pflück ich dir
Tulpen aus Amsterdam.
Wenn ich wiederkomm,
dann bring ich dir Tulpen aus Amsterdam,
tausend rote, tausend gelbe,
alle wünschen dir dasselbe.
Was mein Mund nicht sagen kann,
sagen Tulpen aus Amsterdam.
...
...
Und bei der uralten Mühle
küssten sich zärtlich die zwei.
"Ich hab dich so lieb,
und du hast mich lieb,
ach, ich bleibe dir treu!"
✈️Am Nachmittag folgt noch ein Besuch des Amsterdamer Flughafens Schiphol mit einem Fotohalt auf dem berühmten Spotterplatz an der Polderbahn. Vom Start bis zum Abheben B787, B737, A321, E195 und E175.
Und dann beehrte uns noch die zweifarbige Boeing B777-300ER „Orange Pride“ in ihrer Sonderbemalung. Blumenzwiebelzüchter denken bei dem Namen „Orange Pride“ sofort an eine wunderschöne orangefarbene Tulpe auf einem hellgrünen Stiel. Doch im Fall der PH-BVA bezieht sich der Name auf die niederländischen Wurzeln von KLM und das orangefarbene Gefühl der Niederlande.
🌷 Nun geht es weiter nordwärts auf die Insel Texel. Ein (Verpflegungs-)Zwischenhalt legen wir in Alkmaar ein, inklusive Stadtbummel und Besuch des Käse-Museums. Die Gemeinde Alkmaar verfügt über vier staatlich geschützte Stadtbilder und Dörfer. Während der französischen Herrschaft wurde der Norden Hollands in das Département Texel umgewandelt , dessen Hauptstadt Alkmaar wurde.
🌷 Beim Stadtbummel dürfen natürlich die Ladengeschäfte und die Marktstände nicht fehlen, wo wir immer gerne einen Blick reinwerfen. Bei einem feinen Carpaccio und einem Käseteller mit herrlichen Broten im Strassenrestaurant du Buren geniessen wir den Anblick der Altstadt und erholen uns von der Fahrt in den fünften Stock im Altstadt Parkhaus Kaperton ... so enge Kurvenecken, dass gerade mal 3-5 cm Abstand vorne rechts und hinten links in der Diagonale das Maximum der Gefühle war.
... und nun ein Bisschen zur Käsegeschichte Hollands:
🌷Richtig in Schwung kam der Käsehandel im Goldenen Jahrhundert (1700-1800), denn durch die weitverzweigten Beziehungen der Kaufleute und Handelshäuser fand das kostbare Lebensmittel den Weg über die Landesgrenzen hinweg.
Die Bauern in der Gegend um Gouda waren im Vergleich zu den Bewohnern der Küste deutlich im Vorteil, denn die Uferregionen des Flusses Gouwe blieben während der Flut trocken. Die Folge: eine bessere Qualität des Weidelandes, satteres Gras für die Kühe und damit auch eine bessere Milch für die Herstellung von Käse. Außerdem konnten die Milchbauern die Wasserwege nutzen, um ihre Waren an die Stadtbewohner zu verkaufen. Diese Standortvorteile führten dazu, dass sich Gouda als Käsestadt etablieren konnte. Die Stadt Edam hatte ebenfalls eine privilegierte geografische Lage und wuchs im 14. Jahrhundert zu einem wichtigen Exporthafen für die Käseproduktion in Nord-Holland heran. Während früher Hunderte von Käsereien existierten, sind es heute gerade mal zwei Grosskonzerne.
Heute arbeiten 60 000 Menschen in den Niederlanden im Molkerei-Sektor. 1,6 Millionen Milchkühe liefern die Milch für die rund 750 Millionen Kilogramm Käse, die produziert werden. Allein 2015 exportierte das Land Käse im Wert von über 3 Milliarden Euro. Einen Blick in die Geschichte erhaschten wir im Käsemuseum von Alkmaar.
🌷 Der Kontrast könnte kaum grösser sein: Nach Verkehrs- und Menschentrubel sind wir in der einsamen Natur angekommen. In Oosterend sind wir auf dem Camping Cornelis Pieter Hof einquartiert. Nur zu zweit auf dem Bauernhof-Camping können wir die Ruhe direkt neben der Windmühle Molen Net Hoorden und einem Vogelschutzgebiet geniessen. Hinter dem Damm ist Richtung Osten das Wattenmeer. Die tip-top Sanitäranlagen bieten auch eine Wasch- und Tumbler-Gelegenheit, die wir gleich nutzen da wir ja schon bald Halbzeit haben.
Nachtrag 7.4. Nachmittag: Neu, auf dem weiten und leeren Campingplatz beglückt uns einmal mehr ein Deutscher Mobilhome-Fahrer indem er sich direkt nebenan vor unserem Ausblick ins Grüne aufstellt ... kurz entschlossen parkieren wir um und haben wieder den freien Blick in die Natur und auf den nächsten Sonnenuntergang.
🌷 Auch ornithologisch hat das Plätzchen einiges zu bieten. Gleich vor der "Haustüre" sind Grau-, Ringel-, Kanada-, Brand- und Nilgänse anzutreffen. Seeadler, Fischadler, Mäusebussard und eine Weihe lassen sich kurz blicken. Löffler (Löffelreiher), Austernfischer, Rotschenkel, Steinwälzer, Uferschnepfe, Säbelschnäbler, Kiebitze, Reiher- und Krikenten vertreten die Wasservögel (aktualisiert 9.4.).
🌷 Bei dem Manöver „Ramstein Flag“ wird noch bis zu diesem Freitag, 11.4., an der niederländischen Nordseeküste geübt, wie im Fall der Fälle alliierte Bodentruppen im Abwehrkampf gegen Invasoren unterstützt werden könnten. Insgesamt sind nach Nato-Angaben mehr als 90 Flugzeuge beteiligt. Im Bild eine USAF F-15, die über Texel Bodenangriffe übten.
🌷 ... und ein Kartengruss an die Zuhause gebliebenen ...
🌷 Schöne Bauernhöfe anzutreffen ist eher eine Seltenheit. Dennoch, hin und wieder lässt sich einer fotogen ablichten. Umgeben sind die Höfe von riesigen Feldern, teils mit blühenden Hyazinthen.
🌷 Im nahe gelegenen Hotel Prins Hendrik lassen wir uns am letzten Abend auf Texel ein feiner Heilbutt mit Kartoffel-Erbsenpüree, Iberico-Schinken und Piquillo-Sauce kredenzen. Zum Dessert Tres leches-Cake und eine Käseplatte mit Kletzenbrot.
🌷Am nächsten Tag geht es schon auf die "Rückreise". Nicht bevor wir noch etwas Gin in Oudeschild gebunkert haben. Doch zuerst muss unser Einäuger behandelt werden: So machen wir noch einen Zwischenstopp in der Mercedes-Vertretung in Alkmaar bevor wir Richtung Enkhuizen, unseren nächsten Standort, weiterfahren.
🌷 Aufgrund des gebuchten Hotelaufenthalts in Groningen über Ostern beschlossen wir, unsere geplante Route anzupassen und die Küstenorte Hoorn und Enkhuizen am IJsselmeer zu besuchen um später über Zolle und Hasselt in den Norden zu fahren. Auf der Fahrt Richtung Enkhuizen ein paar Aufnahmen mit den typischen nord-niederländischen Hausdachformen, die oft in einen pyramidenförmigen Spitz verlaufen.
🌷 Am Abend zaubert die Küche vom Marco Polo ein Poulet Cordonbleu avec Banane frite et Riz aux noix. Uns erwartet dann, wie allabendlich, eine Nacht bei 7 Grad. Für heute einmal bewölkt. Bald verkriechen wir uns unter die warmen Decken und geben uns den Träumen hin. Morgen ist ein Stadtbummel angesagt.
🌷 Das Städtchen Enkhuizen hat fast an jeder Ecke ein Fotosujet, bisher der schönste Ort den wir in Holland besuchten. Im Restaurant und Geschäft Vishandel van der Veen mundete ein Fischbrötchen zur Stärkung zwischendurch. Die Backsteinbauweise beherrscht die Strassenbilder. Auch ein paar Türen wurden wieder einmal festgehalten, wie fast auf jeder unserer Reisen.
🌷 Heute machten wir eine Rundfahrt respektive liessen uns "rundfahren". Zuerst mit dem historischen Schiff Friesland (Baujahr 1956) von Enkhuizen nach Medemblik, dann mit der Museums-Dampfbahn weiter nach Hoorn und schliesslich mit dem Intercity von den Nederlandse Spoorwegen zurück nach Enkhuizen. Die ersten zwei Etappen gebucht mit stoomtram.nl. Dies alles bei herrlichen 14 Grad, mässiger Bise und purem Sonnenschein. Auf der Schiffsfahrt begegneten uns diverse Flachboden-Chartersegelschiffe, u.a. die Nil Desperandum (1894) und die Johanna Engelina (1897), beides ehemals Transportschiffe vom IJsselmeer und Wattenmeer.
🌷 Weiter ging es auf den Schienen der ursprünglichen Eisenbahnlinie von der Locaalspoorwegmaatschappij Hollands Noorderkwartier (1884–1935). Heute wird die Eisenbahn als Touristenattraktion betrieben. Heute im Einsatz die Dampfstraßenbahnlokomotive LTM 26 Ir.PH Bosboom von Hanomag, 1922–1938 im Einsatz bei der Limburger Straßenbahngesellschaft.
🌷 Nach einem kurzen Lunchaufenthalt in Hoorn, ein ehemaliger Standort der Dutch East India Company, ging es mit dem Intercity zurück nach Enkhuizen.
🌷Zurück geht es auf unseren Stützpunkt. Der Camping De Vest liegt im Stadtzentrum von Enkhuizen und nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Ein kleiner, einfacher und ruhiger Campingplatz. Ein guter Ausgangspunkt für unsere Ausflüge in die Stadt und Umgebung.
🌷Am nächsten Tag, Samstag den 12. April, besuchen wir nochmals die Stadt Hoorn. Sie liegt am IJsselmeer, einem See nördlich von Amsterdam. Im Stadtzentrum aus dem 17. Jahrhundert mit dem Hauptplatz Roode Steen gibt es zahlreiche Geschäfte und Cafés. Im Hafen steht der Hoofdtoren, ein Turm aus dem 16. Jahrhundert.
🌷 Nachdem wir bis unten am Hafen vergeblich einen Parkplatz suchten (alles sind Anwohner-Parkings) finden wir schliesslich den Gratisparkplatz "Parkeerplaats aan de Nieuwe Wal" ein paar Gehminuten vom Zentrum. Mit etwas Glück erhaschen wir uns einen, gerade frei werdenden Platz und treffen auf den Shuttlebus zum Museum van de 20e Eeuw am Hafen. Kurz entschlossen steigen wir ein, noch im Unwissen was uns dort erwartet.
Doch das war eine treffende Fügung und so kommen wir in den Genuss dieses ausserordentlichen Nostalgiemuseums. Das Museum des 20. Jahrhunderts in Hoorn erzählt anhand von Hunderten von Objekten und Dutzenden von Inneneinrichtungen die Geschichte des Lebens im vergangenen Jahrhundert. Wie haben unsere (Groß-)Eltern gelebt? Mit welchem Spielzeug haben die Kinder gespielt? Was für Geschäfte gab es dort? Was machten die Leute in ihrer Freizeit? Was lief im Radio oder Fernsehen? Antworten auf Fragen dieser Art findet man in einer wirklich sehenswerten und umfangreichen Sammlung, zurzeit noch mit einer LEGO-Ausstellung ergänzt.
🌷 Anschliessend geniessen wir mit einem sonnigen Stadtbummel die historische Atmosphäre der Kleinstadt inklusive einiger alter Boote am Hafen. An den Hausfassaden lassen sich viele nautische Ornamente entdecken.
🌷Beim Zurückkommen auf den Campingplatz ging es ab in die Dusche ... bei der Rückkehr mussten wir feststellen, dass noch jemand anderes den Platz gebucht hatte. Bald klärte sich die Situation: Anstelle vier Nächte reservierte ich vier Tage und somit mussten wir Leine ziehen. Doch nun, was machen? Der Hafen von Enkhuizen hat auch noch Stellplätze und so verziehen wir uns für die nächste Nacht dorthin. So geniessen wir noch einen Abend am Wasser, lassen die Schiffe vorbeigleiten bis sich der aufsteigende Mond im Wasser spiegelt. Ein Wetterumschwung kündigt sich an, sind die sonnigen Tage vorbei? Es sollte unsere letzte Nacht in Holland sein ...
🌷In der Nacht setzten starke Rückenschmerzen im Liegen ein und ich verbrachte die restlichen Stunden, zwar noch einigermassen gut schlafend, im Fahrersitz zu. Die Probleme traten nicht zum ersten Mal auf, doch die Heftigkeit führte zum Entschluss, unsere 5 1/2-Wochen Ferienreise nach knapp drei Wochen schweren Herzens abzubrechen. Glücklicherweise war der nächste Tag ein Sonntag und die Fahrt über 940 km durch Deutschland nach Hause verlief recht entspannt da verhältnismässig wenig Verkehr auf den Strassen und Autobahnen herrschte. Nach 10 Stunden, drei Crewwechsel und zwei kleinen Staus trafen wir - mit viel Erlebtem, genussvollem Sein und schönen Erinnerungen - unbeschadet zuhause ein.
Epilog zum Strassenverkehr in Holland:
- die gelben Nationalstrassen sind gut zu befahren und haben i.d.R. Vortritt von den Velofahrern.
- innerorts herrschen enge und engste Verhältnisse vor, die Velofahrer haben meist Vortritt ... und gefühlt alle 50 m eine (lästige) Bodenwelle.
- Nicht ungefährlich sind von hinten vom Velostreifen anfahrende Velofahrer, die unvermittelt und kaum sichtbar im Spiegel auftauchen.
- noch brisanter sind Roller, die erheblich schneller ebenfalls die Fahrradwege nutzen dürfen.
- in historischen Stadtviertel gibt es zahlreiche Einbahnstrassen, engste Kreuzungen, die wir mit unserem Marco Polo kaum als 90-Grad Abzweigung nutzen konnten ... oder dann mit "Sägen".
- Für grössere Camper (über 5 m) sind historische, aber nicht nur, Innenstädte kaum oder nicht befahrbar und es hat auch keine Parkmöglichkeiten.
- Oft ist es unklar wenn eine Geschwindigkeits-Beschränkung aufhört. Am besten orientiert man sich an den kleinen Seitentafeln am Strassenrand, die dann 80er/100er-Bereiche anzeigen (siehe Bild).