Reiseblog Schweden Teil 2

Der vierte Teil unserer nordischen Reise ist Mittel- und Südschweden gewidmet.

 

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Info's zu den besuchten Regionen aus den lokalen Websites und Wikipedia.

Fotos copyright by P. Trippi / H. Widrig 


Nachdem wir am 1. Tag auf dem Strömsund Camping unsere Kleider und Wäsche kostenfrei und erfolgreich gewaschen und getrocknet hatten kam ab 18 Uhr unser Auto eine eingehende "Wäsche" verpasst ... in mehreren Waschgängen erfolgte dies bis am nächsten Tag um Mittag.

Aufgestanden um 10:30 ging es dann bald direkt zum Mittagessen: Wir liessen uns mit einem Buffet mit diversen Salaten, Lasagne und Curryhuhn mit Reis im sehr guten Hotel Nordica im Stadtzentrum verwöhnen. Kostenpunkt für zwei Personen à discrétion CHF 21.20. Selber kochen und abwaschen kann da kaum mithalten :-(( . 

Da wir selbstverständlich nur Fotos mit Sonnenschein publizieren, mussten wir bis Nachmittags fünf Uhr warten wo einige blaue Himmelstellen überall erschienen ... 

Unsere nächsten Reiseetappen bewegen sich im Västernorrlands län wo Frankrike unser nächstes Ziel ist, ein einsamer Platz am See in herrlicher Berglandschaft, den ich bereits 2016 entdeckte.

Am Montag 24.6. ist geplant, den Betrieb Railcare SE in Längsele zu besuchen, der u.a. ex-SBB Loks für den schwedisch-norwegischen Markt aufrüstete. Mal schauen. ob der Besuch stattfinden kann.

Vor der Abfahrt aus Strömsund konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, nochmals im Hotel das Mittagessen einzunehmen. Das Tagesbuffet mit 9 Salaten, diversen Salatsaucen, heute verschiedenen Grilladen (Fleisch und Würste) und feinste Pommes Frites plus Dessert, Kaffee und Mineralwasser für etwas über Fr 10 / Person à discrétion. Um 11 Uhr ist offizielle Öffnung, fünf Minuten davor treffen wir bereits auf eine Warteschlange mit etwa 25 Personen bis an den Hoteleingang, meist Handwerker! Das Essen war einmalig lecker, die frisch zubereitete Sauce Béarnaise die Krönung ... ein echter Insider-GEHEIMTIP auf unserer ganzen bisherigen Reise.

Nach längerer Fahrt von Strömsund nach Frankirke, weite Strecken auf einer Naturpiste, treffen wir am kleinen Olden Badeplats ein. Ein heftiger Sturm weht über den Yttre Oldsjön - See aus Norwegen, wohl zwischen 70 und 100 km/h ... die Wellen schäumen und lassen den Bade-Steg tanzen. So richten wir uns gemütlich im Marco Polo ein und bestaunen das Wolkenspiel, das sich uns im Minutentakt mit Veränderungen präsentiert: Eine dicke schwarze Front über Norwegen wird durch Fallwinde am Vordringen blockiert. Am Rande bilden sich "Föhnfische". Eine Schicht weiter unten entstehen laufend neue Wolkengebilde, die sich verdichten, über uns nach Osten ziehen und immer wieder Regentropfen generieren, dann plötzlich ist alles weg und die pralle Sonne scheint auf unserem kleinen Badeplats, doch mit 10 Grad immer noch frische Brise ... draussen auf dem Bänkli ein Kristallstein aus der nahe gelegenen Kristallgruva, wo früher abgebaut wurde, viele Blumen die zu einem Strauss einladen.

Am nächsten Morgen nicht wie angekündigt wärmer und mit schwachen Winden aus Osten sondern immer noch bissig kalt und regnerisch. Somit beschliessen wir Übungsabbruch und so rasch als möglich an den Bottnischen Meerbusen zu verschieben, wo es fast 10 Grad wärmer und mindestens teilweise sonnig sein soll. 

Die Strasse #87 von Östersund nach Hammarstrand ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und hebt sich sehr positiv von langweiligen Inlandstrecken ab.

Am Aussichtspunkt zum Wasserfall In Döda Fallet machen wir einen kurzen Zwischenstopp. An der "bergigen" Bahnlinie verkehren regelmässig Stahlzüge, nur nicht während unseres Aufenthalts.


In Östersund ein Pflichthalt am Bahnhof, zur Überraschung eine kleine Trophäe mit der roten Rc4 Elektra von Inlandståg und weiter nach Längsele, wo leider ein Depotbesuch wegen Abwesenheiten nicht möglich war ... dennoch ein paar lohnenden Objekte vor dem Bahndepot inklusive eine Reihe alter ÖBB-Loks, die für Grenland Rail aufgearbeitet werden. 

Mitsommar in Schweden steht bevor: Zitat: "Die Erfolgsformel für ein nie endendes Mittsommer-Mittagessen besteht aus Blumen im Haar, Tanzen um eine Stange, Singen von Liedern und Trinken von ungesüßtem, aromatisiertem Schnaps. Und dem Verzehr einer ganzen Menge eingelegter Heringe, serviert mit köstlichen neuen Kartoffeln, Schnittlauch und saurer Sahne. Alles in allem ein großartiger Tag." Mittsommer ist der längste Tag des Jahres und galt lange als magische Nacht. In der Zeit der Landwirtschaft veranstalteten die Schweden Mittsommerfeiern, um den Sommer und die Zeit der Fruchtbarkeit zu begrüssen.  

Zur Übernachtung verziehen wir uns auf den Badeparkplatz 100 m vor dem Längsele Camping und verbringen den Midsommar-Festabend ohne Tanz und Musik gemütlich am lokalen See. In der Früh ein himmlisches Morgenrot ...

Beim Frühstück am Bahnhof noch kurz zwei Containerzüge abgelichtet. Dann am Samstag Weiterfahrt Richtung Hörnösand wo uns endlich wieder einmal angenehmeres Wetter erwartet. 


Hörnösand ist menschenleer ... an Midsommar-Wochenende bleibt alles ausser ein paar Lebensmittel-Läden geschlossen und unser Gin Einkauf muss auf Montag verschoben werden. So entschliessen wir uns auf den nahe gelegenen Sälsten Camping an der Ostsee für zwei Nächte nieder zu lassen. Ein schön gelegener Camping, etwas überaltert aber sauber ... Hauptsache wieder fast 20 Grad und bei leichter Bedeckung doch ein wenig sonnig. Draussen singt unermüdlich eine Singdrossel ihre Strophen.

Am Montag, den 24.6., geht unsere Reise nach dem Gin-Einkauf weiter über Ånge nach Hennan. Immer entlang der Bahnlinie ... ausser bei dem Zwischenhalt kurz nach Ånge bleibt es den ganzen restlichen Tag ohne Züge. Einmal mehr sind offenbar Gleisarbeiten im Gange, eigentlich "ganz normal" in Schweden. In der Nacht und bis morgens 7 Uhr dann reger Zugverkehr ... So geniessen wir das warme Wetter am schon erwärmten Hennan-See. Für zwei Tage lassen wir die Seele auf dem Hennan Camping baumeln. Am zweiten Tag als Trost am späteren Nachmittag noch zwei Züge zum Ablichten und eine tolle Abendstimmung.

Die Weiterfahrt treten wir am Mittwoch an und geniessen einmal mehr die liebliche Landschaft Schwedens mit den vielen schönen Gebäuden. Nach knapp sieben Stunden Fahrt durchfahren wir Hallsberg und sind schon bald am Etappenziel.

Am späten Nachmittag treffen wir im Hotel PerOlofGården in Åsbro ein. Dies mit dem Ziel uns während drei Tagen von den 8 1/2 Wochen Reise zu erholen und mit Speis und Trank (und ohne Kochen und Abwaschen) verwöhnen zu lassen ... man muss sich ja auch mal Ferien respektive eine Auszeit gönnen. Am Donnerstag kurz noch ein Interview bei der Lokomotiven-Werkstatt von Siemens in Hallsberg mit einem ergänzenden und erfolgreichen Fotonachmittag an der Bahnlinie von Mosjö inklusive dem neuen Alstom X80 EMU auf Testfahrt.

Link zum Hotel PerOlofGården 


Nach den gestrigen fast 30 Grad wurde es heute merklich kühler. So machten wir einen Ausflug nach Askersund zum "Lädele u Käffele". Es hat einen Stadtkern mit idyllischen Holzhäusern, Kopfsteinpflaster und Cafés. Askersund ist gemütlich und hat eine lange Geschichte. Der Ort bekam schon 1643 die Stadtrechte.

Unser nächster Stopp gilt dem Habo Camping & Stugby mit Sonnenschein in Habo bei Jönköping. Hier ist noch ein Interview am Montag bei Nordic Re-Finance eingeplant um den letzten Stand über das Re 620-Projekt zu erfahren. Insgesamt sollen 18 620er der SBB Cargo den Weg nach Schweden finden, sofern die Europäische Zulassung des schwedischen ATC-Systems erwirkt werden kann. 

Den "Warte"-Sonntag verbringen wir bei angenehmen Temperaturen aber regnerisch im homemobil und mit einem Konzertbesuch mit Gospels und Blues und der umrahmenden Messe in der historischen Kirche von Habo. Das Aussenfoto mit blauem Himmel entlehnten wir Wikipedia, unseres wäre voller Regentropfen. 

Eine erste Kirche wurde in Habo vermutlich im 12. Jahrhundert gebaut. Das aus Sandstein gefertigte Taufbecken wird in das 13. Jahrhundert datiert. Auch der aus dem 14. Jahrhundert stammende Altar ist deutlich älter als viele Teile der Kirchenausstattung. Alle Säulen sind aus Holz, da Steinsäulen damals nicht erschwinglich waren. Täuschend wurden sie marmorfarbig bemalt.

Der Strand vom grossen Vätternsee 200 m vom Camping.


1723 erhielt die Kirche von Habo durch diesen Umbau ihre heutige Gestalt. Ungewöhnlicherweise wurde die Kirche in Form einer Kathedrale aber aus Holz gebaut. Wie eine Basilika verfügt die Kirche über ein hohes Mittelschiff und zwei niedrigere Seitenschiffe. Die Größe der Kirche orientierte sich an der mit 2000 Gemeindemitgliedern beachtlichen Größe der Gemeinde. In der Kirche saßen Frauen und Männer getrennt. Die Frauen saßen auf der linken Seite, der sogenannten Spinnseite und die Männer rechts, der Schwertseite. Die Gutsbesitzer nutzten die Herrschaftsstühle in den Logen links und rechts vom Altar und hatten auch einen gesonderten Eingang zur Kirche. In den Jahren von 1741 bis 1743 erfolgte durch Johan Kinnerus und Johan Christian Peterson die noch heute erhaltene umfangreiche Ausmalung der Kirche. Die Darstellungen geben Luthers Katechismus wieder, der damals auswendig gelernt werden sollte. Die Bilder dienten als Unterstützung und waren vermutlich eine Idee des Pfarrers. Zum Teil sind auch schriftliche Erklärungen vorhanden.

Am Montag ging es dann zum Interview bei Nordic Re-Finance in Bankeryd und auf den Bahnhof von Jönköping um die schweizerische "Pilot-Lokomotive" für Umbaustudien abzulichten. Gleich nebenan noch ein richtiger Schwede, einen NOHAB "Kartoffelkäfer".

Nach dem Bahnhofaufenthalt setzen wir die Rückreise, nun in der 10. Reisewoche, nach Niva in Dänemark fort. Die Fähre bringt uns in gut 30 Minuten von schwedisch Helsingborg nach Dänemarks Helsingør, Kostenpunkt 690 SKr. Dieses Mal übernachten wir am, den schon mal über Mittag besuchten, Niva-Hafen und geniessen am Abend noch einen feinen Fischburger im Strandhuset Restaurant.

Damit schliessen wir unseren Reiseblog und treten über den schon bewährten Vesterbæk-Camping bei Padborg die Rückreise nach Deutschland an um am 4. Juli zuhause zu sein.


Nachtrag zur Rückreise: Unser Zwischenhalt machten wir im Campingclub Reiffenhausen, 20 km südlich von Göppingen. Ein familiärer Platz, top sauber und mit Restaurant. In der Nähe der Bahnknoten Eichenberg, wo viele Güterzüge passieren, u.a. HVLE, Metrans, boxExpress, RTB und Hectorrail. Das riesige Bahnhofsgebäude ist am Verfallen, nachdem es bei einer Auktion 2013 für 7000 € keinen Käufer fand.