Reiseblog Norwegen Teil 2

Der zweite Teil unserer Norwegenreise ist die Fortsetzung der Küstenroute auf der Strasse 17 Richtung Norden.

 

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Info's zu den besuchten Regionen aus den lokalen Websites und Wikipedia.

Fotos copyright by P. Trippi / H. Widrig 


Weiterfahrt am wieder warmen Samstag-Morgen um in Rørvik die Einkäufe für die nächste Etappe zu tätigen und ein Fisch & Chips sowie einen Kylling-Salat zu verspeisen. Dank dem super WIFI im „64 Grad Nord“-Restaurant können wir endlich auch unseren Reisebricht wieder à jour bringen ... auf den "Provinz"-Campings mit Barzahlung gibt es auch kein Internet.


Unsere Fahrt führt über die 771 nach Holm um den Bindalsfjord mit der Fähre nach Vendesund zu überqueren. Ankunft am Quai und wenige Sekunden vor Abfahrt rollt meine Chauffeuse als letzte direkt an Deck, Klappe zu (beim Schiff) und wir setzen uns in Bewegung, das nennt man professionelles Zeitfahren! Auf der Küstenstrasse geht es weiter nach Vik.


Am gepflegten Camping Bjornvika Natursenter westlich von Vik verbringen wir Samstag bis Montag gleich 48 Stunden und geniessen den Ausblick in Ebbe und Flut, ein Buch lesen oder einfach den Blick schweifen lassen … unsere Sichtweisen und unser Rhythmus passt sich den neuen Gegebenheiten an. Am späteren Sonntag-Nachmittag zieht ein Gewitter auf, das durch die Abendsonne für einen besonders schönen Lichteffekt auf die Küstenlandschaft sorgt.

Ein Seeadlerpaar sorgt gelegentlich für Unruhe, Kolkraben am Hang und Möwen auf den Inseln sorgen mit ihrem Geschrei für unsere Aufmerksamkeit und einen gezückten Fotoapparat. 


Montag 27. Mai: Nach einem kurzen Stadtbesuch in Brønnøysund. Kaum sehenswert aber mit einem gut eingerichteten Stadtstellplatz, den wir gleich zur Entsorgung von Toilette und Grauwasser nutzen können. Dies und Einkäufe erledigt (ein erstes Glacé am heutigen Sommertag mit 26 Grad) brechen wir Richtung Osten ins Landesinnere auf. 

Nach einem Panormafoto am Veifjord führt uns der Weg in höhere Regionen um dann die Fahrt wieder unten entlang dem Tosenfjord zu geniessen. Nach dem 5900 Meter langen, und 10 Grad kühlen, Tosentunnelen treffen wir auf eine Berglandschaft mit tosenden Bergbächen und schmelzenden Schneefeldern auf geschätzten 800 Metern. Spontan machen wir hier einen Mittagshalt (bei einem warmen Südwind von 24 Grad) um uns bei einem IsKaffe mit Biscotti abzukühlen.  

Später lassen wir uns hier gleich für die Nacht nieder. Die Abendsonne schickt ihre letzten Strahlen ins Tal und wir lassen das Rauschen der überall herunter fliessenden Bergbäche auf unsere Müdigkeit einwirken … eine angenehm kühle Nacht lässt uns herrlich schlafen.


Aus der „Höhe“ geht die Fahrt auf der 803 Richtung der E6 Richtung Mosjoen um wieder einmal ein paar Bahnsujets einzufangen. Entlang der neuen 78 finden wird dann einen Platz am Trasse und erwischen schliesslich zwei der fünf angesagten Züge.

Weiterfahrt auf der 17 nach Lavang um in kurzer Zeit mit der Fähre Rodoy in „See zu stechen“. Überfahrt nach Nesna. Weiter folgen wir der norwegischen Küstenstrasse 17 Richtung Bodø um kurz nach Stokkvagen unseren Nachtlagerplatz zu beziehen. Dies Mal auf einem vorgelagerten Parkplatz. Eine herrliche Abendstimmung um 22:00 Uhr beschliesst den Tag ... den neuen erblicken wir um 00:55 Uhr mit einem orange angekündigten Sonnenaufgang, um 08:30 Uhr ist Tagwacht mit einem genüsslichen Blick nach draussen ... ruhig soll man den Tag angehen. Um 09:37 passiert die Hurtigruten NORDNORGE unser "Domizil", Zeit um die Abreise vorzubereiten.

Nur noch knapp eine Stunde zwischen Sonnenunter- und -aufgang. Die ganze Nacht bleibt es hell und das zu erwartende Nordlicht (Hinweis aus der Schweiz) bleibt wie die Sterne unsichtbar. 

In Anbetracht einer Schlechtwetter-Periode in 2 bis 3 Tagen ziehen es wir vor, die weitere Reise an der Küste entlang zu beschleunigen um die wunderbare Landschaft noch bei Sonnenschein und blauem Himmel zu erleben. Immer öffnen sich uns neue Perspektiven … und schon „müssen“ wir wieder einen Fotohalt einlegen:

Um 11 Uhr treffen wir an der Fähre Kilboghaven Jektvik ein, um 14 Uhr können wir verladen und erleben eine kleine „Hurtigruten-Fahrt“ entlang der Küstenlandschaft und eine metallene Weltkugel am Ufer signalisiert den Polarkreis … keinen Sonnenunter- und -aufgang mehr! 24 h Sonne, sofern die freie Sicht an den Horizont dies zulässt.

Noch folgt die Fähre Agskardet Furoy um gleich an der Anlegestelle auf den Furoy Camping einzuschwenken.

Herrliche zwei Tage geniessen wir das Panorma und halten Rückschau auf die vielen Fährverbindungen der Küsten-Fernstrasse 17. Wir lassen uns hier für zwei Tage nieder.


Freitag 31.5.: Entlang der 17 ziehen wir weiter nordwärts an den riesigen Svartisen Gletscherfeldern vorbei, den zweitgrössten in Norwegen mit 4000 km2 und einer Dicke von rund 600 Metern. Deren Gletscher-Abbruchkanten können wir nur schwach im dunstigen Wetter erkennen. Der Gletscher bewegt sich mit 2 Meter pro Tag von 1200 MüM bis fast auf Meereshöhe.


Nach der Umfahrung des Glomfjord durchfahren wir Melvik um 2 km später einen Stellplatz am Meer zu beziehen. Der Blick in das trübe Grau von Himmel und Meer und die regnerische Wetterprognose für die nächsten sieben Tage lässt uns grübeln: Wir sind gut eine Woche vor Zeitplan hier angekommen und planten über Bodø und die E6 wieder südlich nach Mo i Rana zu fahren um dann auf der E12 nach Schweden zu wechseln … doch unsere Traumstadt der Reise 2022, Tromsø, liegt eigentlich nur 450 km nördlich und bei diesem schlechten Wetter eine unwiderstehliche Versuchung.  

Warum nicht? Vier Augen glänzen freudig und der Beschluss ist ohne viel Worte gefallen. So werden wir über Tromsø und finnisch Kilpisjärvi dem Fluss Monio entlang uns nach Süden wenden um schwedisch Gällivare anzusteuern. Über Lulea können wir dann wieder zeitgerecht in die Woche 8 einfädeln.

Der angekündigte Wetterwechsel trifft ein ... tief hängende Wolken und graues Meer
Der angekündigte Wetterwechsel trifft ein ... tief hängende Wolken und graues Meer

News on Barents Observer

The spring temperatures in Norway break records: “Normal” is also the way Norwegian meteorologists describe temperatures registered this spring in the North of Norway. Meanwhile, the South of Norway has experienced extreme warmth, the Norwegian Meteorological Institute reported.  

According to the scientists, May in Southern Norway was 4.0 degrees above normal. The north and west of southern Norway were at 7 degrees above normal.

Den neuen Plan setzen wir gleich um und verlassen den trübseligen Platz um in Fauske spontan einen Campingplatz aufzusuchen: Die Einrichtung etwa so alt wie der Besitzer, geschätzte 80, aber blitz blank und einfach. Wir suchen uns eine gemütliche Ecke unter den Föhren und lassen das graue Wetter über uns.

Samstag 1. Juni, unsere sechste Woche bricht an: Wie beschlossen, setzen wir unsere Planänderung fort und nehmen die Strecke FauskeNarvik unter die Räder. Eine landschaftlich wunderbare E6-Strecke mit vielen Ausstellmöglichkeiten, die wir zum ersten Mal befahren. Schade um die tiefhängenden Wolken, gelegentlich etwas Regen und dann mal ein paar Sonnenstrahlen. Entlang vielen gebirgigen Hochmoor-Landschaften, den unverwechselbaren norwegischen Felsköpfen und Fjorden geht es rauf und runter, immer ganz zügig und munter …

 

Unterwegs müssen wir wieder mal tanken … der automatische Füllstopper funktioniert nicht und alles sprudelt über Hose, Socken und Schuhe. Herrlich dieser Dieselgeruch, in Kürze halten wir an und ein Tenuwechsel ist angesagt.

Nach einem Aufenthalt am Bahnhof Narvik (um festzustellen, dass keine Erzzüge wegen einer Entgleisung bis 18. Juni verkehren) beziehen wir den Camper-Standplatz Narvik Fjellet bei der Luftseilbahn hoch oben über der Stadt. Dabei werden „Diesel-Hosen und -Schuhe“ nochmals kräftig ausgelüftet. Die Rundsicht über die Stadt, den Fjord und die umliegenden Berge werden durch tiefhängende Wolken und eine graue Dunstsicht getrübt.


Entlang der Westküste und im Bereich von Narvik sind immer wieder norwegische Kriegsdenkmäler und deutsche Befestigungsanlagen anzutreffen. 

 

Carl Gustav Fleischer war ein norwegischer General und der erste Landkommandeur, der im Zweiten Weltkrieg einen wichtigen Sieg gegen die Deutschen errang. Im Jahr 1940, nach der deutschen Invasion Norwegens, wurde General Fleischer zum Oberbefehlshaber der norwegischen Streitkräfte in Nordnorwegen ernannt. Als Deutschland seine Invasion Norwegens begann (Operation Weserübung), wurden zehn deutsche Zerstörer mit jeweils 200 Gebirgsinfanteristen an Bord nach Narvik geschickt und eroberten die Stadt. Unter der Koordination des norwegischen Generals Carl Gustav Fleischer eroberten norwegische, französische, polnische und britische Streitkräfte am 28. Mai 1940 Narvik zurück. Dies gilt auch als der erste Infanteriesieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Da Skandinavien durch die Invasion der Nazis in Frankreich weitgehend bedeutungslos geworden war und die wertvollen Truppen, die Narvik zugewiesen wurden, anderswo dringend benötigt wurden, zogen sich die Alliierten am 8. Juni 1940 im Rahmen der Operation Alphabet aus Narvik zurück. Ohne die Unterstützung der alliierten Marineeinsatzgruppe waren die Norweger zahlenmäßig unterlegen und mussten am 10. Juni 1940 in Norwegen ihre Waffen niederlegen.

Zurück zum hier und heute: Im Februar 2022 unterzeichneten Norwegen und die USA ein Änderungsabkommen im Rahmen des Supplementary Defense Cooperation Agreement (SDCA), um acht weitere, auf 12 vereinbarte Gebiete auf norwegischem Boden einzurichten. Weitere gleiche Abkommen wurden in Schweden für 17 Stützpunkte, 15 in Finnland und drei in Dänemark getroffen. Diese Abkommen geben den USA in einem gewissen Rahmen Hoheitsrechte für die Nutzung von Basen und ihre Umgebungen für Material- und Truppenstationierungen ... die Folgen des Ukrainekrieges werden spürbar.

Auf der Fahrt von Narvik nach Tromsø erleben wir graue Momente aber auch wieder Sonnenschein ... das Wetter bleibt wechselhaft. Wir geniessen die vierstündige Fahrt auf der meist gut ausgebauten E6 durch uns noch nie bereiste Gegenden (soweit halten wir uns an die Reisevorgaben "unbekannte Gegenden Norwegens entdecken"). Bald zweigen wir auf die E8 ab, die uns ans Ziel bringt. Unterwegs treffen wir noch auf eine Mercedes-Crew mit zwei Elektro-Erlkönigen (EQS und EQV?) an der eZapfsäule, doch nach einem dringenden Toilettenbesuch im Café entwischen sie uns ... heisst Warten auf die Auto-und-Motorsport Bildberichte. 

In Tromsø parkieren wir wieder im komfortablen und grossen Tromsø Camping, ganz hinten an einem Bach praktisch für uns allein. Bei Ankunft regnerisches Wetter, dann wieder blaue Aufhellungen ... wieder einmal ist Sonntag auf unserer Reise.

Am nächsten Tag ist der Stadtbesuch angesagt und wir freuen uns auf ein Mittagessen im Restaurant Full Steam, wo wir gleich reservierten. In 2022 war das urige Restaurant in einem Hafenkontor wegen einer Reisegesellschaft ausgebucht und somit auf der to do - Liste für unseren nächsten Besuch in Tromsø (jetzt halt 2024).  Doch dann erreicht uns folgende Nachricht ...

Full Steam Tromsø is bankrupt, new company has taken over, the building has had a water leak. So by the moments all employees are out of work. 

Schade, so bleibt dies ein Grund für eine spätere Reise ...


Montag: Den Stadtbesuch starten wir mit dem neuen Polaria Museum ... 1995 wurde beschlossen, das Norwegische Polarinstitut von Oslo nach Tromsø zu verlegen. Das Zentrum ist heute als FRAM bekannt – das Nordische Zentrum für Klima- und Umweltforschung. Polaria wurde gegründet, um die im neuen Fram-Zentrum durchzuführenden Forschungsarbeiten zu verbreiten, und wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Gebäude wurde von JAF arkitektkontor entworfen und soll Eisschollen darstellen, die in arktischen Regionen an Land geschoben werden. Zusätzlich zu den Ausstellungen verfügt es über kleine Aquarien mit Fisch- und Tierarten aus der Arktis. Hier gibt es unter anderem Welse, Königskrabben und kleine gefleckte Rote Haie. Das Aquarium beherbergt auch fünf Robben ... die hausen in einem indoor Becken voller Plastikspielzeuge und unter Kunstlicht. Dies ist für uns unverständlich, dass heute so eine Tierhaltung noch gehandhabt wird. Die Ausstellung zeigt zwar viel Wissenswertes ist aber irgendwie "unordentlich" aufgebaut und rundherum noch eine Baustelle (für eine zusätzliches indoor-Robbenbecken mit Tageslicht und Sonnenterasse). Neben dem Lengfisch, ist ein Knochenfisch aus der Ordnung der Dorschartigen, schwimmen auch Atlantische Lachse in einem Becken. In einem anderen Becken ca. zehn weitere grosse Fischarten ... alles unter Kunstlicht. Insgesamt hat uns dies alles nicht angesprochen. Neben eigenen Lachs- und Leng-Foto noch zwei Internetbilder ...

Uns zieht es wieder an Tageslicht für einen Stadtbummel, zum Lädele und einer Fish-and-Chips Mahlzeit. In einem Heimatwerk-Geschäft sind eine Reihe schöner norwegischer Trachten zu bestaunen, die stehen unseren schweizerischen nicht nach. Alte Häuser und ihre Türeingänge erfreuen uns einmal mehr und müssen gleich verewigt werden, wie auch architektonisch interessante Objekte ... und immer wieder den Blick in den Hafen und die Berge. 

Unser "Zuhause"  Tromsø Lodge & Camping: link 

Insgesamt über 50 Mobilhome-Plätze auf Asphalt mit Kunstrasen an der Seite und El-Anschluss sowie diverse "Natur"-Randplätze am Bach ohne Strom (unser Favorit). Daneben mehrere Reihen mit Häuschen. Sehr sauberes Servicegebäude inkl. Sauna, Entsorgungsstationen und einem guten, ungesicherten WIFI bis in die letzte Ecke ... und ein leckeres Frühstückangebot im Aufenthaltsraum. Die Anflüge auf Tromsø fliegen nahe dem Platz vorbei.


Dienstag 4. Juni - 2. Tag in Tromsø nach einer regnerischen Nacht: Nach dem Besuch der berühmten Eismeerkathedrale (norwegisch Ishavskatedralen, eigentlich Tromsdalen kirke) geht es mit der schweizerischen Gondelbahn auf den Fjellheisen. Dank schönem, leicht bewölktem Wetter tut sich beim Hochfahren ein wunderbares Panorama über die Stadt auf.

Am dritten Tag verlassen wir die nordische Stadt Richtung Finnland und Schweden auf der E8 Richtung Kilpisjärvi. Zwei Drittel unserer Nordlandreise sind nun abgeschlossen ... uns erwarten landschaftliche Gebiete mit weniger Bergen, ohne Fjorde und viele Tunnels. Lassen wir uns auf neue Sichtweisen ein.

Ein letzter Blick (aus der Tunnelröhre) auf die Berglandschaft von Norwegen bevor wir uns der finnischen Grenze nähern.


Kurz vor der Grenze zu Finnland machen wir einen letzten Halt bei der norwegischen Wegemarkierung Galggogobba auf 542 m mit Blick über eine einsame Fjell-Landschaft. Folgen Sie nun unserer Reise auf der dritten Reiseblog-Seite unserer Norwegen - Schweden Reise link