Reiseblog Skandinavien Teil 3

Zum vergrössern der Fotos die Bilder anklicken.

Info's zu den besuchten Städten aus den lokalen Websites und Wikipedia.

Fotos copyright by P.Trippi / H.Widrig 

 

Die ganze Nacht regnete es als ob wir in einer Waschanlage stecken geblieben wären. Der leidige Nordost-Wind, begleitet von einem Temperatursturz, hat uns wohl aus Nord-Norwegen wieder eingeholt. Den Morgen gingen wir gemächlich an, ein bisschen Heizen, ein bisschen Lesen und abwarten bis Zeit wird um zum Ferienhaus in Pohjavaara zu fahren. Bei der Vermieterin angekommen ist nun alles wie gebucht und wir können unser gemütliches und sauberes Mökki (ein typisch finnisches Häuschen am See mit Holzsauna-Nebenhaus) beziehen. Eine erste warme Malzeit vom Kochherd lässt uns den Moment geniessen, das trübe Wetter lassen wir draussen.

Morgen 4 Uhr ein Blick vom «Thron» auf den Nuasjärvi (Nuassee), Momente wo die ersten Sonnenstrahlen das Gegenüber anleuchten. Nach dem gestrigen Tag kaum zu glauben, aber es ist wahr: Ein wolkenloser Himmel. Später am Tag wird die Sauna eingeheizt und eine erste «Teilkörper»-Abkühlung im See versucht. Fast windstill, leicht bewölkt und sonnig … so lässt sich der Tag geniessen.


Wir besuchen die nahe gelegene Stadt Kajaani mit rund 35'000 Einwohnern. Modern, grosszügig und gefällig bietet sich die Stadt an. Nur noch wenige alte Gebäude sind zu finden. Wie überall in Finnland auch hier mehrere grosse Einkaufszentren, die eine grosse Produktfülle anbieten, u.a. ein Stoffladen der einem Träumen lässt: Finnische Designer bieten farblich abgestimmte Vorhang- und Kleider-Stoffmuster mit herrlich frischen Motiven … uns bleibt nur der Kauf von drei Kissenanzügen. Beim Shopping bleibt man im Lebensmittelbereich von 20 verschiedenen Milchsorten (ohne dies, ohne jenes, mit etwas, ohne etwas usw.) und ebenso vielen Butter- und Margarine-Angeboten hoffnungsvoll überfordert stehen. Man fragt sich, wie die wenigen Finnen so viel kaufen können … so einfach die Finnen leben so vielfältig scheinen ihre Produktwünsche zu sein.

Kajaanin Kirkko: Die reich verzierte Holzkirche ist die dritte Kirche der Gemeinde und wurde 1896 erbaut. In ihrem Stil repräsentiert die Kirche den neugotischen Stil des späten 19. Jahrhunderts. Die Kirche ist eine dreischiffige hölzerne Langkirche mit Endturm. Es gilt als bedeutendstes und unübertroffenes Denkmal konstruktiver Holzarchitektur des späten 19. Jahrhunderts. Der Innenraum ist mit tragenden Sparrenkonstruktionen ausgestattet, die mit Holzschnitten im Stil der englischen Gotik verziert sind.

En ymmärrän suomalainen - ich verstehe nicht Finnisch … die Finnische Sprache bleibt ein Mysterium: Das Finnische gehört zur Familie der finno-ugrischen Sprachen, die zusammen mit der kleinen Gruppe der samojedischen Sprachen die uralische Sprachfamilie bilden. 


Die vier Tage im Mökki sind schnell vorbei gegangen und waren nach gut fünf Wochen unterwegs eine erholsame Auszeit: Das Plätschern des Sees, das Rauschen der Birkenblätter, die weite Sicht über den Nuasjärvi-See, langsam vorüberziehende Wolken, das Knistern im Saunaofen, das leise Summen der einzelnen Mücken und angenehme 17 Grad lassen die Seele baumeln ... es war die Zeit des Seins. 

Nun heisst es Abschied nehmen und geht es wieder auf Achse für die letzten zwei Wochen. In zwei Etappen steuern wir Vaasa an, die Hafenstadt am bottnischen Meerbusen, wo uns die Überfahrt nach Schweden erwartet.

N 63 33. 571, E 24 42. 040: Auf zweidrittel der Strecke nach Vaasa entschlossen wir uns am frühen Nachmittag spontan dem kleinen Wegweiser zum Strandcamping KUTURANTA bei Lestijärvi zu folgen. Nach einigen Kilometer Fahrt durch den Wald öffnete sich uns ein grosser, offener Platz mit rund 100 Stellplätzen. Rechtzeitig zum Juhannus-Mittsommerfest treffen am Freitag laufend neue Wohnmobile und -wagen ein, der Platz füllt sich zunehmend und wir sind froh uns früh «einlogiert» zu haben. 

Offensichtlich ein Insiderplatz der Finnen … von 100 Plätzen sind 99 von Finnen belegt und nur einer durch Touristen (uns) … überall werden Blumensträusse, gekaufte und aus Wald und Wiese, aufgestellt. Die Markisenstützen erhalten kleine Birkenbäume als Schmuck. Festlich gekleidet geht es am Abend zum Tanz in einem kleinen Tanzlokal, wo zwei Musiker finnische und internationale Stücke zum Besten geben. Am zweiten Tag kommen mehr und mehr Finnen auf uns zu und suchen den Kontakt, mal in Finnisch, dann mal ein bisschen Deutsch oder Englisch. Laufend werden wir gegrüsst und ein Lächeln ist uns sicher. Die einzigen Ausländer fallen auf und wecken offenbar das Interesse. Wir fühlen uns gut aufgehoben und bleiben gleich von Donnerstag-Nachmittag bis Sonntag-Morgen auf dem Platz. Fast nicht zu glauben, aber Temperaturen von über 25 Grad, täglich über 15 Stunden Sonnenschein bei blauem Himmel und das tägliche Bad im See sind für uns (auf 5 bis 17 Grad eingestellten) noch gewöhnungsbedürftig, wie auch das erstmalige Einreiben von Sonnencreme! Bei der Abfahrt werden wir mit Winken und besten Wünschen verabschiedet.

Auf der Weiterreise Richtung Westen überfahren wir bald die Sprachgrenze, Schwedisch steht nur an erster Stelle neben dem Finnischen. Die Häuser haben zunehmend die rote schwedische Bauweise. Unterwegs bei einem Mittagessen-Stopp bei Oravais stossen wir auf Finnlands Geschichte von 1808. Die Schlacht von Oravais war eine der entscheidenden Schlachten im Finnischen Krieg, die von 1808 bis 1809 im Rahmen der größeren Napoleonischen Kriege  zwischen   Schweden  und  dem   Russischen

Reich ausgetragen wurden. Die Schweden verloren den Krieg und die Niederlage führte zum Verlust Finnlands an Russland wo es bis 1917 als Grossherzogtum verblieb.


Gleich nebenan am Parkplatz eine reiche Steinsammlung mit Felsbrocken aus dem ganzen Land von Süd bis Nord mit entsprechenden Beschreibungen (v.l.n.r.)

- Klotgranit aus Kuru/Süd-Finnland

- Pegmatit aus Maxmo/Mittel-Finnland

- Kupfereisen aus Kittilä/Nord-Finnland

- Zink-Kupfereisen aus Pyhäsalmi/Mittel-Finnland


Ein kleiner Zwischenstopp machen wir in Jakobstad um dann gleich weiter entlang der Küstenstrasse nach Vaasa zu fahren. Doch die vielen Wälder auf den Inseln und Halbinseln lassen kaum einen Blick aufs Meer erhaschen. Die Stadt Vaasa hätte viel zu bieten, muss aber auf ein anderes Mal verschoben werden. Um 18 Uhr stellen wir uns in die Reihe für die Fährenüberfahrt nach Schweden, um 20 Uhr legt die Aurora Botnia ab. 

Ein traumhafter Sonnenuntergang begleitet uns Richtung Schweden.


Abends um 23:30 treffen wir in Schwedens Hafenstadt Umea ein und beziehen gleich um die Ecke einen Standplatz vor dem Fläse Camping in Obbala. Unsere letzte und achte Woche beginnt. Nach einer kurzen Nacht fahren wir am Montag durch eine hüglige, bewaldete Landschaft. Die Strassen oft gesäumt von Lupinen in allen Farbtönen. 

Zwecks Diesellok-Fotos machten wir in Långsele einen ersten Halt und etwas nördlich davon zu den Felszeichnungen bei Näsåker den zweiten. Gleich verfahren wir uns auf die falsche Flussseite und entdecken hinter dem Bahnhofsgebäude von Adalsliden eine alte Dampflok, die natürlich nicht ungeschoren davonkommt.


Nun geht es rund 6000 Jahre zurück zu den Felsritzungen von Nämforsen. Diese sind eine von Nordeuropa größten petroglyphen Konzentrationen und liegen am imposanten Wasserfall des Nämforsen Flusses. Mehr Erklärungen zu den Felszeichnungen auf den Textfotos.


Abbild der Boot-Felszeichnung der Jungsteinzeit, entstanden in der Zeit vor 6000 bis 3800 Jahren.
Abbild der Boot-Felszeichnung der Jungsteinzeit, entstanden in der Zeit vor 6000 bis 3800 Jahren.

Zurück in Långsele setzen wir uns bei tüpigem Wetter auf einem Parkplatz am See zur Ruhe (Strasse zum Camping).

 

Heute verzeichneten wir einen neuen Temperaturrekord von 31 Grad! 

Schon wird es Dienstag den 28. Juni. Unser Tagesziel ist heute der Kauf des «weltberühmten» schwedischen Hernö Gin. In der Destillerie angekommen werden wir an einen Alkoholladen in der nahen Stadt Härnösand verwiesen. Auf geht’s zum Stadt- und Einkaufsbummel.

 

Weiter Richtung Sundsvall und Ange, zwei interessante Bahnknoten die einen Besuch verdienen. Ein heftiges Gewitter am frühen Abend lässt uns weiter fahren bis wir bei Östavall die Hauptstrasse zum «Kleinstfliegen»-Camping verliessen. Die Hundert kleinen Viecher machten sich allerdings erst bemerkbar als das Standgeld schon entlöhnt war, Erinnerungen an die kleinen Stechmücken in Schottland werden wach … alles verschliessen und einen heftigen Regenguss mit Blitz und Donner in den Ljungen-See aussitzen.

Es geht Richtung Mora weiter, entlang der Bahnstrecke bis Ljusdal (im südlichen Teils viele ideale Fotopunkte an Doppelstrecken, dieses Mal ohne Bahn-Wartestops).

Kurz danach durchfahren wir das hübsche Dorf Färila, das zu einem «Häuserbesichtigungs»-Spaziergang einlud. 


Weiter via Sveg auf der E45 nach Mora. Zur Übernachtung wählten wir gemäss Vorplanung den besten Platz in der Region, den 4*-Sollerön Camping. Sollerön ist die größte Insel im See Siljan in der schwedischen Provinz Dalarnas län und der historischen Provinz Dalarna.

Ein Platz der sehr zu empfehlen ist, das Check-in an der Reception erfolgte im Wolliser-Ditsch … ein Sohn eines Schweizers, der in Schweden seine Liebe fand. Das ansprechende Abendessen gleich 20 Meter nebenan in der Pizzeria.

Besuch der Stadt Mora: Der Ortsname stammt vom altschwedischen Wort mor ab, was in etwa „Wald auf feuchtem Untergrund“ bedeutet. Die Gegend wurde schon frühzeitig bewohnt, was man durch archäologische Funde aus der Vendelzeit und der Zeit der Wikinger erklärt. In den 1890er Jahre brachten drei Sägewerke den industriellen Aufschwung. Für das Eintreiben von Stämmen wurden die Werke entlang des Flusses Dalälven und die Verarbeitung am Siljan-See gebaut. Kleine Schlepp- und Seildampfer, wie die S/S Laxen, wurden zur Beförderung der Flösse eingesetzt. 


Nach der Abfahrt in Mora machten wir bei der Freilichtanlage Rättviks Gammelgård (Rättviks alter Bauernhof) einen Tee/Kaffee/Kuchen-Halt. Sie ist als typischer Bauernhof aus der Zeit der Bauerngesellschaft gebaut. Der Hof besteht aus etwa 30 Gebäuden aus verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Dörfern der Gemeinde. Die Gebäude enthalten etwas mehr als 3.500 Objekte.

Vom 30.6. bis 2.7. sind wir im Hotel und Natur-Resort PerOlofGården in Lerbäck/Åsbro abgestiegen. Wie schon mehrmals, zuletzt 2018, geniessen wir die Gastfreundschaft und das exzellente Essen bei Noortie und René (link).


Am 1.7. verbrachten wir den Tag mit einem Stadtbesuch in Örebro. Das Wahrzeichen der Stadt ist das Schloss. Es liegt auf einer kleinen Insel inmitten der Stadt. Im 19. Jahrhundert wurde Örebro zum Zentrum der Schuhproduktion in Schweden.

Den 2. Tagesteil war einem Besuch des Bahndepots in Kristinehamn (inkl. Einladung zur Besichtigung) und einem Bahnfotohalt in Mosås gewidmet.


Rosensdag den 2. Juli in Jönköping ... gerade rechtzeitig treffen wir zum Platzkonzert der KFUM:s orkester ein und geniessen die wunderbare Rosenanlage.

1612 wurde Jönköping von den Schweden niedergebrannt, um den anrückenden Dänen kein Quartier zu geben. In der Stadt wurde am 10. Dezember 1809 der Friedensschluss nach dem Dänisch-Schwedischen Krieg 1808–1809 unterzeichnet.

Die Nacht auf den Sonntag verbringen wir in einem Waldstellplatz in der Nähe von Alvesta, welches als Eisenbahnknoten im 19. Jahrhundert entstand (deshalb war noch ein Fotobesuch am Samstag-Nachmittag "eingebaut"). Um die Mittagszeit, zurück im zivilisierten Sonntagsverkehr, passieren wir den Øresund und gelangen nach Dänemark.

Direkt an der wunderschönen Møn Brücke liegt der Hafen Kalvehave. Während man von hier die fantastische Aussicht auf den Ulvsund genießt, lässt uns die ruhige Umge­bung entspannen und runterfahren. Der Bootshafen bieten auch einige Stellplätze für Wohnmobile, einen nehmen wir in Beschlag. Dies in keinem Camper-Verzeichnis, doch mit allen Infrastrukturangeboten für Segler und Camper.

Mandø, unser nächster Halt, ist die einzige dänische Gezeiteninsel. Sie liegt an der Westküste Jütlands und gehört zu den dänischen Wattenmeerinseln. Hier verbringen wir die letzte Feriennacht und lassen uns von den gemächlichen Ebbe und Flut, letzteres mit einer vielseitigen Vogelwelt, verzaubern.


Reiseblog Skandinavien Mandø
Auf dem Parkplatz bei der, bei Flut unter Wasser stehenden, Zufahrt zur Insel Mandø.

Nach 8 1/2 Wochen in Dänemark angekommen, schliessen wir den Reiseblog. Alles unfallfrei, mal Sonne mal Regen, mal 5 mal 30 Grad, doch immer aufs Neue schöne Erinnerungen und viele neue Eindrücke aufgenommen.

 

Inzwischen haben wir 13'000 km zurückgelegt, waren rund 200 Stunden auf Fahrt und verbrauchten 8.8 l/100 km. Fast hätten wir unseren Camper noch eingetauscht, doch über den Tauschpreis konnten wir uns leider nicht einigen.


Nach 6 Monaten haben wir dennoch die MAUT-Abrechnung erhalten. Entweder man wartet die Rechnung ab oder man registriert sich unter epass24.com vorgängig für laufende Kreditkartenzahlungen.

Mit Fr 80.30 sind wir günstig davon gekommen, wahrscheinlich wurden nicht alle gebührenpflichtigen Passagen resp. Fähren erfasst.