Reiseblog Frankreich - Grand Est

Monthermé in den Ardennen
Monthermé in den Ardennen

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Info's zu den besuchten Städten aus den lokalen Websites und Wikipedia.

Fotos copyright by P.Trippi / H.Widrig 

Endlich wieder unterwegs - infolge der laufend ändernden Corona-Bestimmungen verzichteten wir für anderthalb Jahre auf Europareisen. Jetzt, ausgerüstet mit Zertifikat und Einreiseformulare, ging es ab Mitte bis Ende Oktober in die Region Grand-Est entlang den vier Flüssen Moselle - Meuse - Aisne - Marne. Wettermässig wechselten sich Hochs und Tiefs ab, am Abend mal 6 Grad, mal 17 Grad, beissend kalter Nebel und wärmender (Föhn)sturm. Schliesslich ging uns die Luft aus (zum Glück nicht das Geld), doch dazu später mehr. Und so wurde aus geplanten 2 1/2 Wochen gerade mal 12 Tage, nicht weniger schön und genussvoll ... wenn da nicht all die Versuchungen in den fein duftenden Boulangeries wären.


Unser erstes Etappenziel galt Strasbourg, wo wir am 13. Oktober den Park-and-Ride Baggersee in Illkirch-Graffenstaden ansteuerten. Mit dem Tram ging es ins Stadtzentrum "Homme de Fer", mit einem Stadtrundgang zur Kathedrale Notre Dame entlang vielen alten Gebäuden und durch lauschige Gassen.


Die erste Übernachtung am Mittwoch-Abend erfolgte auf einem Parkplatz am Rhein-Marne-Kanal an der Strecke Steinbourg - Lutzelbourg. Die erhofften Güterzüge, rund 14 an der Zahl, fuhren über die Bahnbrücke erst nach 20 Uhr bei völliger Dunkelheit ... ausser Rattern nicht gewesen.


Unser nächster Halt galt dem Mirabellen-Anbaugebiet in Rozelieures um gleich etwas Eau de Vie de Lorraine und ein Parfum Mirabelle Unique zu erstehen.

 

maisondelamirabelle.com


 

Trotzdem das Übernachten in Naturschutzgebieten i.d.R. verboten ist, fanden wir einen Platz ohne Verbotsbereich am Etang du Breuil in Flavigny-sur-Moselle. Am Morgen überzog ein leichter Nebel den See und verwandelte sich zum "Schwanensee".


15. Oktober in Nancy: Besuch des Place Stanislas, ein klassizistisches städtebauliches Ensemble inmitten der Stadt sowie dessen näherer Umgebung. Der Platz war eine der wichtigsten städtebaulichen Maßnahmen im Nancy des 18. Jahrhunderts; die Planideen dazu stammten von Stanisław Leszczyński, dem Herzog von Lothringen und ehemaligen König von Polen, um den mittelalterlichen Stadtteil aus dem 10. Jahrhundert mit der Neustadt aus dem 16. Jahrhundert zu verbinden. 

Weiter der Mosel entlang führte uns die Reise zum nächsten Übernachtungsplatz in Fontenoy-sur-Moselle (mit schönem Bahnsujet an der Schleuse, sofern denn Züge fahren ... das Warten wurde belohnt).

Am nächsten Tag brachte uns die Weiterfahrt mehr und mehr schöne Herbstfarben. Die vielen Ahornbäume präsentierten sich in verschieden grün-gelb-rot - Farbtönen.


Unser nächstes Ziel ist Toul mit einem Bahndreieck, am Abend ein erster Erfolg: Stadler Euro 4001 von Captrain erschien mit einem Güterzug vor die Linse ... am Morgen nach einer Nacht unter 5 Grad ein zweiter Vorortsbesuch im Nebel. Doch aufgepasst, das Bahnareal darf bei Androhung von 6 Monaten Gefängnis oder € 3'500 Strafe nicht betreten werden.

Samstag/Sonntag machen wir mal Pause an der Mosel-Schleuse von d'Aingeray bei Liverdun. Gemütlich geniessen wir die wärmende Sonne, während Ledischiffe gemächlich in der Schleuse hochgehievt werden. Ein Abendspaziergang bei Städtchen beschliesst die erste Woche.


Der 18. Oktober galt der Industriekultur in Lothringen: Von den 1890 erstellten Stahlwerken von Uckange ist nur ein Hochofen als Denkmal erhalten geblieben. Die Krise der 1920er Jahre traf das Werk hart und es mussten alle Hochöfen vorübergehend stillgelegt werden. Zwischen 1928 und 1935 wurden die 4 verbliebenen Hochöfen modernisiert, die Hochöfen 5 und 6 stillgelegt und demontiert. Der verbleibende Hochofen dient als Hintergrundsujet für Bahnfotos. Bis 16 Uhr haben wir kaum Bahnverkehr, später beleben mehrere Güterzüge die Szene. 


Aufgrund der späten Abreise in Uckange lassen wir den Besuch von Longwy aus und wir erreichen das Übernachtungsziel Stenay nicht mehr. Nördlich von Marville am Plan d'Eau de l'Othain finden wir spontan einen ruhigen und kostenfreien Stellplatz. 


Da Longwy nicht zu weit weg ist, beschliessen wir der nordfranzösischen Stadt doch noch einen Besuch abzustatten. Auf der Fahrt dorthin verfransten wir uns in Longuyon und erspähen eine besondere Lokomotive der SNCF bei der Einfahrt in den Bahnhof. Sofort wird gewendet und siehe da, sie macht einen Zwischenhalt. Eine Internet-Recherche gibt Auskunft: La prochaine étape clé du projet "train autonome" sera la circulation, fin 2021, d’un train avec d’autonomie partielle sur une ligne équipée de signalisation latérale sans aucune modification de l'infrastructure. 


Longwy im Département Meurthe-et-Moselle in der Region Grand Est, 19. Oktober. Bedeutendste Sehenswürdigkeit ist die von Vauban mit Mauern und Gräben befestigte Citadelle de Longwy.

 


Mitten auf einer Insel der Maas in der Kleinstadt Stenay am Canal de la Meuse schlagen wir unsere "Zelte" auf. Der Camping-Platz, der nur für Campervans ist, kann sehr empfohlen werden: € 9.40 pro Nacht inkl. Dusche/WC und Strom ! 

Am 21. Oktober erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise in Givet an der belgischen Grenze. Hier hat die Maas schon beträchtliche Ausmasse. Den 2019 auf unserer Schottlandreise entdeckte Stellplatz am Ufer bietet uns wieder eine ruhige Nacht.


In den Ardennen lassen uns, wie oft in Frankreich, lokale Spezialitäten das Wasser im Munde zusammenlaufen. Doch leider bleibt es dabei, da Magenprobleme mich auf Diät setzen.


Ein Spaziergang im Ardennen-Städtchen Heybes zeigt uns eine liebliche Stadt an der Maas. Dass im August 1914 deutsche Truppen hier, in einer dreitägigen Strafaktion, 593 von 623 Häusern zerstörten und 63 Zivilisten erschossen, lässt uns tief betroffen durch die Gassen schlendern - wie nur kann eine solche Tat befohlen werden ? Selbst das als Rot Kreuz - Spital benutzte Privathaus wurde von der Zerstörung nicht verschont.


Im Städtchen Monthermé finden wir unseren nächsten Stellplatz an der Maas und lassen uns von heftigen Regenschauern einnässen ... doch bald bricht die Sonne wieder durch die Wolken. Am nächsten Tag verlassen wir die Ardennen und vorbei an Charleville-Mézières geht es definitiv Richtung Süden nach Reims weiter. 

Im Camping au Bord de l'Aisne verbringen wir die nächste, relativ teure, Nacht. Allein Wifi kostet € 8 für 24 Stunden. Dafür hat es ein geheiztes Hallenbad ... wir bevorzugen einen kleinen Bummel im Städtchen Guignicourt. Der Ort liegt etwa 20 Kilometer nördlich von Reims. Die noch kleine Aisne fließt mitten durch. In den Kämpfen 1918 brannte die Kirche Saint-Pierre komplett aus. Sie wurde zwischen 1921 und 1932 wieder aufgebaut.


Das folgende Wochenende verbringen wir gediegen im Novotel Suites Reims Centre, natürlich erst nach einem Besuch bei "Maison Lanson est l’une des plus anciennes Maisons de Champagne, fondée en 1760". Auf eine Besichtigung mussten wir leider verzichten, da dies nur Mo-Fr möglich ist ... und wir hatten Samstag. Ein Planungsfehler, trotzdem kommen wir noch zu einem Einkauf.

Reims ist eine sehenswerte Stadt in der historischen Region Champagne-Ardenne und gilt als inoffizielle Hauptstadt der Weinbauregion Champagne. Die Kathedrale Notre-Dame ist eine der architektonisch bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs. Vom 12. bis zum 19. Jahrhundert wurden hier die französischen Könige gekrönt. Sie gehört seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Den milden Abend nutzen wir für einen Stadtbummel "by night" und lassen uns ein Nachtessen munden. Nach den diversen Corona bedingten Ausgangssperren herrscht wieder reges Treiben und alle Restaurants sind innen und aussen voll besetzt. Diszipliniert wird umgegangen und das Zertifikat bei jedem Restaurantbesuch kontrolliert.

Ja, da war doch noch was ...

Verwöhnt vom Hotelbett stand uns eine weitere Nacht im Camper mit undichter Luftmatratze bevor. Seit Mitte unserer Frankreich-Reise verloren wir während der Nacht immer mehr an Luft und schliefen dann mehr oder weniger aber zunehmend auf dem "Holzdeck". Infolge der kalten und teils nassen Nächte verzichteten wir auf das Oberdeck um wenigsten gut eingepackt schlafen zu können. Doch alles hat seinen Preis. Pumpdienst war dann mitten in der Nacht angesagt.

Dem Bahn-Viadukt von Chaumont galt unser nächster Zwischenstopp. Es umfasst drei Etagen, es ist 600 m lang und 50 m hoch. In der oberen Etage sind 50 Rundbögen von je 10 m Stützweite, in der zweiten Etage 46 Bögen von je 9,50 m und in der unteren Etage 23 Bögen von je 9,25 m Stützweite. Die Bögen haben jedoch alle einen Radius von 5 m, damit einheitliche Lehrgerüste mehrfach verwendet werden konnten. 

Ein letztes Mal geht es auf Bahn-Fotopirsch. Der Bahnhof von Merrey und seine Fotokurve lassen trotz sonntäglichem "Ruheverkehr" auf eine Trouvaille hoffen ... Stadlers erste Euro Dual in den Farben der VLFI, der privaten SNCF-Tochtergesellschaft, sollte mit Vittel-Mineralwasser nach Arles unterwegs sein ... und um 15 Uhr taucht sie im besten Sonnenlicht auf. Ein toller Abschluss französischer Güter-Bahnen, die leider allzu oft spärlich sind.  

Eine letzte Nacht verbringen wir in der historischen Stadt Langres an der Marne, wo ein wunderbarer, blitz blank sauberer Camping Navarre im Zitadellen-Gemäuer angeboten wird. Mit € 16 all inklusive ein empfehlenswerter Aufenthaltsort ... die Boulangerie mit herrlichen Mokka-Eclairs gleich nebenan. 


1284 wurde Langres gemeinsam mit der gesamten Champagne Teil des französischen Königreichs. Aufgrund seiner Grenzlage zu Burgund, zu Lothringen und zur Franche-Comté entwickelte sich die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert zu einer mächtigen Festung. Die Renaissance stellte für Langres wohl die Periode größten Wohlstands dar. Auf diese Zeit gehen die bürgerlichen, religiösen und militärischen Bauwerke zurück, die man jetzt noch vorfindet. Im 19. Jahrhundert wurden die Festungswerke um eine Zitadelle im Vauban-Stil erweitert.


Die Menus der La Villa Vauban (erstes Bild) mussten wir leider auslassen, da das Restaurant geschlossen war. Auch das Hotel de la Poste wäre eine Übernachtung wert. Doch dies wird wohl nicht unser letzter Besuch in Langres sein, es gibt in den Gässchen noch viel zu entdecken.

Über Vesoul - Belfort - Basel nehmen wir am 25. Oktober die letzten 400 km unter die Räder und freuen uns auf eine weiche Liegefläche zu Hause im eigenen Bett ...